>> Blausteiner Nachrichten Nr. 6 <<
10.2.2017

'Gen Drive' – die nächste Eskalation der Gentechnik

Wieder ein Schritt, der den Laien nötigt, den Erfindungsreichtum der Molekulargenetiker zu bewundern, und der gleichzeitig das Fürchten lehrt: 'Gen Drive', zu Deutsch Genantrieb, womit ein künstlich erzeugter Genausbreitungsdruck gemeint ist. Das Erbgut von Pflanzen und Tieren enthält einen doppelten Chromosomensatz mit je einer Variante vom männlichen und vom weiblichen Elterteil, was eine gute Durchmischung von Eigenschaften bei den Nachkommen bewirkt. Beim künstlich erzeugten Genausbreitungsdruck wird – sehr vereinfacht dargestellt – zunächst ein neues Gen in die beiden Chromosomensätze einer Eizelle oder eines Spermiums eingeschleust, aber nicht nur das, sondern auch eine Anleitung wie dieser Einbau zu bewerkstelligen ist. Wenn nun in der nächsten Generation in einer Hälfte des Erbgutes das künstlich eingebrachte Gen nicht erscheint, weil es von einem noch nicht in dieser Weise frisierten Elterteil stammt, dann wird die vom manipulierten Elternteil mitgelieferte Einbauanleitung aktiv. Sie sorgt dann dafür, dass das neue Gen samt der Einbauanleitung auch dort eingebaut wird. Dieser Vorgang setzt sich in allen weiteren Generationen fort. Man kann sich leicht ausmalen, dass auf diese Weise bei Organismen mit hoher Reproduktionsrate innerhalb kurzer Zeit alle Individuen dieselbe neue Eigenschaft haben werden. Die Befürworter dieser Technik glauben, beispielsweise Stechmücken-Populationen mit dieser Technik so verändern zu können, dass sie keine Malariaerreger mehr übertragen.

Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis versucht wird, diese Technik auch im kommerziellen Agrarbereich anzuwenden. Damit steigt die Gefahr, dass sich die genetische Variationsbreite unserer Nutzpflanzen noch weiter verschmälert. Soweit es sich um Arten handelt, die leicht in ihre Wildformen auskreuzen, kann es zur völligen Verdrängung dieser Wildformen kommen. Man schätzt, dass bei Auskreuzung in Wildpflanzen die manipulierten Arten die Wildformen selbst dann verdrängen könnten, wenn sie wegen einer schlechteren Anpassung an die Umwelt eigentlich eine sehr viel geringere Überlebenschance als die Wildformen haben.


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